In diesem wenig bekannten Kapitel deutscher Musikgeschichte wird die Spurensu-che aufgenommen, wie Unterhaltungsmusik jüdischer Künstler*innen in der Kultur des westlichen Münsterlandes wahrgenommen wurde und wie sich in dieser Musik und den Biografien die politischen und kulturellen Verschiebungen zwischen 1920 und 1945 wiederfinden lassen. Welche jüdischen Akteure prägten die Musikszene in Westfalen und welche Netzwerke jüdischen Kulturlebens lassen sich im historischen Kontext vom Rheinland bis nach Westfalen überregional nachzeichnen? Wie veränderte sich die Unterhaltungsmusik insbesondere nach 1933 und welche Aspekte von Tradition und Moderne kommen dabei zum Vorschein?
Im Vortrag werden Erfahrungen aus der historisch-politischen Bildungsarbeit vorgestellt, im Rückblick auf einen gemeinsamen Workshop mit dem rock’n’pop-Museum in Gronau, dem Institut für Musikwissenschaft (WWU Münster) und dem Ben-Haim-Forschungszentrum (Hochschule für Musik und Theater München). Zudem werden zusammengetragene wissenschaftliche Erkenntnisse aus regionalen und nationalen Archiven sowie in Familiennachlässen präsentiert, mit denen sich beeindruckende Geschichten erzählen lassen, sowohl aus Sicht der Musik, als auch mit Blick auf die Grenzlandregion Gronau/Enschede sowie in Richtung Niedersachsen. Über den großen Kontext von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ hinaus sollen hierbei Forschungsperspektiven eröffnet und diskutiert werden.